Gwinnerinnen 2025
Wir freuen uns sehr, bekannt zu geben, dass Millay Hyatt, Autorin von Nachtzugtage (Friedenauer Presse), die Gewinnerin des ersten Ilse-Schwepcke-Preises für Reiseliteratur von Frauen ist.
Millay wird den mit 6.000€ dotierten Preis im Rahmen einer Zeremonie auf der Frankfurter Buchmesse entgegennehmen.
Millay sagte: „Es ist mir eine große Ehre, mit dem erstmals verliehenen Ilse-Schwepcke-Preis für mein Buch Nachtzugtage ausgezeichnet zu werden. Ich freue mich schon auf die in den kommenden Jahren nominierten Autorinnen und ihre Bücher. Es kann nie genug schöne Reiseliteratur von Frauen geben – und dieser Preis trägt dazu bei, dass diese gefördert wird. Danke!”
Von den Jurorinnen
„Ihre Wege sind bis zu einem gewissen Grad vorgegeben, Millay Hyatt reist ausschließlich mit dem Zug. Lieber noch: mit dem Nachtzug. Sie durchmisst Europa in allen Himmelsrichtungen und schreibt in ihrem Buch deswegen wie keine andere über die besondere Bewegung, die das Bahn fahren mit sich bringt. Außerdem über die Dynamik, die Unberechenbarkeit des Reisens, über verpasste Anschlüsse und unverhoffte Begegnungen über vieles, was das Reisen in modernen Zeiten zu verlieren scheint. Obwohl man es, wie Hyatt, vielleicht nur anders angehen müsste. Und weil sie außerdem Philosophin ist, denkt sie anregend schreibend über vieles nach, dass auch uns zu denken gibt. Etwa der Umstand, wieviel offener und durchlässiger dieses Europa schon mal war.”


Nachtzugtage
Millay Hyatt ist leidenschaftliche Zugreisende: Es ist der Reiz der »ungepolsterten Begegnung mit der Welt«, der sie noch jedes Flugzeug durch die Reise auf der Schiene tauschen lässt. Sie weiß: In der Fremde und unterwegs sieht man anders, das gilt besonders im Zug, in halber Geschwindigkeit: Das Zugfenster wird zur Verlockung, an ihm laufen bewegte Bilder, ganze Landschaftsfilme vorüber. Im Wagen selbst werden wir zu Voyeuren, die sich für die intimsten Angewohnheiten unserer Mitreisenden interessieren. Wir lauschen dem Streit fremder Paare, zeichnen Psychogramme unserer Sitznachbarn. Auf Schienen kommt ein Denken in Gang, das unsere Gewissheiten stört. Als Reisende gehen wir in eine Schule der Wahrnehmung, in der die eigene Perspektive ins Verhältnis zu anderen gesetzt wird. Die Zugreise verspricht das Glück des Aufbrechens und des Ankommens – und dazwischen die bittersüße Freude der Selbstbefragung.
Anhand ungezählter eigener Reisen zeichnet Millay Hyatt eine literarische, anspielungsreiche Kartografie der Zugreise, in der die tausendfach beobachtete Dramaturgie des Abschiednehmens ebenso zu ihrem Recht kommt wie die Verwandlung der Heimkommenden – und zugleich die Einsicht, dass das Passieren von Grenzen nicht für alle eine lustvolle Erfahrung ist.